Eragon - Das Vermächtnis des Drachenreiter

(Eragon, 2006)

 

Ein unterschätzes Fantasyepos?

von Reinhard Prahl

 

Ein Teenager in einer epischen Fantasywelt findet ein Drachenei und muss fortan zahlreiche Quests bestehen, um zum Retter der Welt zu werden. Klingt gar nicht übel, finden Sie? Ist es auch nicht, jedenfalls nicht, wenn man kurzweilige Unterhaltung sucht.

 

Das passiert in Eragon

Der 17-jährige Eragon lebt mit seinem Onkel Garrow und dessen Sohn auf einer kleinen Farm auf dem Kontinent Alagaësia in der Nähe des Dorfes Cavahall. Als er eines Tages auf der Jagd nach einem Reh im Wald ein Drachenei findet und das Baby kurz darauf schlüpft, löst der Junge jedoch Ereignisse aus, die nicht nur sein Leben, sondern das der ganzen Welt verändern könnten. Auch der böse König Galvatorix weiß um die potentielle Macht des Jungen und lässt ihn von nun an erbarmungslos jagen. Doch dank seines neuen Freundes, des ehemaligen Drachenreiters Brom gelingt es ihm nicht nur, seinen eigenen Drachen namens Saphira großzuziehen, sondern auch zu sich selbst zu finden. Nun ist er endlich gerüstet, gegen das Böse anzutreten...

 

Über den Film

Eigentlich könnte die Geschichte des Films Eragon so schnell erzählt sein. Ein Teenager, der noch nie eine Schule von innen gesehen hat und von seinen Eltern zu Hause in den Bear Tooth Mountains am Yellowstone River, Montana unterrichtet wird, ist so Fantasy-begeistert, dass er schon mit 14 Jahren sämtlichen fantastischen Lesestoff der örtlichen Bücherei studiert hat. Deshalb beginnt er bald darauf eine epische Fantasy-Trilogie zu entwickeln und arbeitet drei Jahre lang am ersten Band.

 

Seine Eltern, selbst Inhaber eines Verlages, unterstützen ihn nach Kräften und veröffentlichen das Erstlingswerk. Ein Jahr später wird Random House auf das Jungtalent aufmerksam und erwirbt die Rechte. Nur ein Jahr später schnappt sich wiederum 20th Century Fox die Verwertungsrechte, um einen Film aus dem ersten Buch zu machen.

 

Ein Regieanfänger castet daraufhin einen Schauspielanfänger, der Streifen floppt gnadenlos und das war es dann. Doch kann man diese Kurzzusammenfassung wirklich so stehen lassen? Nein, kann man nicht. Denn abseits der berechtigten Frage, ob Eragon wirklich so ein finanzielles Fiasko war, gibt es eine ganze Menge über den Produktionsprozess zu erzählen.

 

Die Vorgeschichte

Der Debütroman von Christopher Paolini erschien im großen Stil am 26. August 2003 in den USA. Noch bevor die deutsche Übersetzung am 22. April 2004 in den deutschen Buchläden auslag, hatte 20th Century Fox indes bereits zugeschlagen, genauer gesagt im Februar. Mit anderen Worten waren die Studiobosse offensichtlich der Meinung, hier möglicherweise eine ernstzunehmende Konkurrenz der Herr der Ringe-Trilogie entdeckt zu haben, derer letzter Film erst am 17. Dezember des Vorjahres angelaufen war.

 

Obwohl man von Anfang an einen relativ hochbudgetierten Film im Sinn hatte, fiel die Wahl des Regisseurs allerdings interessanterweise nicht auf einen erfahrenen Vertreter des Fachs, sondern auf den Debütanten Stefen Fangmeier. Der Mann mit dem so deutsch anmutenden Klang im Namen verfügte zwar über eine langjährige Erfahrung als Special-Effekts-Supervisor und hatte Riesenhits wie Terminator 2: Tag der Abrechnung (Judgment Day, 1991), Jurassic Park (1993) und Der Soldat James Ryan (Saving Private Ryan, 1998) visuell bereichert. Im Regiestuhl saß er aber nun zum ersten Mal.

 

Drehbuchautor Peter Buchman gehörte ebenfalls nicht unbedingt zu den erfahrensten Recken seiner Zunft, doch immerhin schrieb er 2001 Jurassic Park III. Das war sicherlich nicht der erfolgreichste Film der Reihe, doch offenbar erfolgreich genug, um Buchman als geeignet anzusehen. Der Autor selbst empfand den Schreibprozess jedoch von Anfang an als schwierig und begegnete der Adaption von Eragon mit Sorge.

 

Was, wenn die Millionen von Fans seine Version des Stoffs nicht wiedererkannten und ablehnten? Der Skriptschreiber wusste, dass er an irgendeinem Punkt von der Vorlage abweichen musste, um ein so umfangreiches Werk auf die Leinwand zu bringen. Also musste er die Story auseinandernehmen und dann wieder Stück für Stück zusammenfügen, um an ihr Herz zu gelangen.

 

Um ihn und den Rest des Teams zu motivieren, tat Stefen Fangmeier indes etwas wahrlich Inspirierendes. Er ließ Zeichnungen von Kreaturen, Völkern, Kleidung und den im Roman vorkommenden Landschaften erstellen und herumreichen. Außerdem erstellte er aus den ersten drei Filmminuten aus Buchmans Manuskript eine animierte Storyboardsequenz, die er unter anderem etwas später auch seiner Präsentation für die Studiobosse beifügte.

 

Diese ist nebenbei erwähnt auf der Bonus-DVD der Special Edition  (die Blu-ray enthält diese Specials leider nicht) zu sehen und weist bereits bemerkenswerte Parallelen zum fertigen Film auf. Die Animationen waren aber noch in anderer Hinsicht hilfreich. Sie trugen dazu bei, einen eigenen Stil zu entwickeln, der klassisch genug für einen Fantasyfilm war, sich aber andererseits nicht zu sehr an besagter Tolkien-Trilogie orientierte, ein Anspruch, der rückblickend betrachtet recht gut erfüllt wurde.

Die Locations und das Casting von Eragon

Das Drehbuch war geschrieben und durchgewunken, die ersten Entwürfe fertiggestellt. Nun ging es an die Locationsuche. Fangmeier sah die Landschaften förmlich vor seinem geistigen Auge und fand die Entsprechungen dazu in Ungarn. Gedreht wurde in Tatabánya, in Sávár, Celldömölk, in der 4000-Seelengemeinde Pilisborosjenő und in den Fót Studios Budapest (u.a. Die Säulen der Erde/The Pillars of the Earth, 2010). Einige Szenen entstanden zudem in der wunderschönen Landschaft der Hohen Tatra in der Slowakei, in British Vancouver sowie in den Pinewood Studios in Großbritannien.

 

Nun ging es aber tatsächlich an das sprichwörtliche Eingemachte, denn es galt, den Titelhelden, dessen Mitstreiter und Feinde zu casten. Als Prämisse gab Stefen Fangmeier für die Rolle des Eragon einen jungen, unerfahrenen Schauspieler aus, der beides auf die Leinwand zu übertragen vermochte. Er sollte eine gewisse Unschuld ausstrahlen, aber dennoch sportlich, blond und vor allem charismatisch sein.

 

Das Ergebnis war zunächst in wahrsten Sinn des Wortes überwältigend, denn tausende Jugendliche und Young-Adults sprachen vor. Fangmeier sichtete täglich von morgens bis abends neue DVDs mit Kandidaten, ohne auch nur mit einem davon warm zu werden. Das änderte sich erst, als er eines Tages mit Produzent Wyck Godfrey nach London flog, um dort weitere Jungtalente kennenzulernen.

 

Sonntags stiegen die beiden aus dem Flieger, am Montagmorgen ging es mit 25 Anwärtern im Alter zwischen 17 und 19 Jahren los. Einer der ersten, die sich die Ehre gaben, war ein junger Mann namens Ed Speleers, der noch nie zuvor in einem Film mitgespielt hatte. Godfrey und Fangmeier sahen ihn sich an und der Regisseur sagte nur: „Der ist gut.“ Der Rest ist, wie man so schön sagt, Filmgeschichte.

 

Speleers benötigte nicht einmal mehr Testaufnahmen, sondern wurde aufgrund seiner Natürlichkeit, seines Aussehens und der oben erwähnten Attribute quasi vom Fleck weg engagiert. Für seinen Mentor Brom alias Jeremy Irons (Königreich der Himmel/Kingdom of Heaven, 2005) stellte sich die Wahl offenbar als äußerst erfreulich heraus, wie er einem kurz nach den Filmaufnahmen entstandenen Interview erzählte:

 

„Ich habe gerne mit Ed gearbeitet. Er ist ein junger Mann, erst 17 Jahre alt. Etwas jünger als mein jüngster Sohn, an den er mich erinnert. […] Auf Film sieht er wunderbar aus. Er hat alles, was man sich von einem Schauspieler wünscht. Er ist natürlich, ist er selbst und hat Fantasie.“

 

Das war ein großes Kompliment von einem mit über 30 Jahren Filmtätigkeit gesegneten Darsteller, dem man sich rückblickend betrachtet zumindest überwiegend nur anschließen kann. Irons selbst benötigte indes kein Casting, wie Stefen Fangmeier freimütig im Making-of zu Eragon erzählte. Der Mime war von Anfang an sein Wunschkandidat. Auch wenn die Studiobosse zwischenzeitlich andere Wege zu gehen gedachten, setzte sich der Regisseur in jenen speziellen Fall doch durch und bekam seinen Brom.

 

Den Zuschlag für die wichtige Figur der Elfin Arya erhielt die damals knapp 30-jährige Sienna Guillory. Ihre herausragenden Reitfähigkeiten und die damit verbundene Tatsache, dass sie alle ihre mit Pferden zusammenhängenden Stunts selbst machte, dienten als ein großer Entscheidungsfaktor für ihre Wahl. Die Britin genoss die Arbeit an dem Film laut eigener Aussage entsprechend, zumal sie endlich einmal eine Actionrolle spielen durfte, in der die Heldin nicht nur hart wie ein Mann, sondern auch weiblich sein durfte.

 

Wie Ed Speleers auch, legte auch Guillory übrigens anschließend eine großartige Karriere hin, die unter anderem in Serien wie Luther (2013) Raised by Wolfes (2020) oder Silo (2023) noch lange keinen Abschluss gefunden hat. Ruhm und Ehre, wem beides gebührt, kann man da nur sagen.

 

Damit sind wir bei dem Bösewicht Durza angelagt, den Fangmeier als eine Art Napoleon interpretierte, dessen Machtambitionen aber vom grausamen Herrscher Galbatorix unterdrückt wurden. Über eine derartige Sichtweise kann man sicherlich streiten, nicht jedoch über die Wahl des passenden Darstellers. Den fand man im Schotten Robert Carlyle, der seine Fähigkeiten nur zwei Jahre später in Hitler- Aufstieg des Bösen (Hitler, the Rise of the Evil, 2003) erneut eindrucksvoll unter Beweis stellte.

 

Sci-Fi-Fans dürften ihn aber auch bestens als Dr. Nicholas Rush in der leider kurzlebigen Serie Stargate: Universe (2009 – 2011) in Erinnerung haben, die als zweites Spin-off des Franchises diente. Mit dem fantastischen, vielfach prämierten John Malkovich als Galbatorix stand zudem ein Mann vor der Kamera, der den korrumpierten Drachenreiter wie kein zweiter spielen konnte.

 

Last but not least wäre noch Garrett Hedlund in der Rolle des Murtagh, Eragons Halbruder, zu erwähnen, der gecastet wurde, weil er in optischer Hinsicht das genaue Gegenteil des Titelhelden war und damit einen starken figürlichen Kontrast bildete. Zudem war er für die zahlreichen Kampfszenen athletisch genug. Als kleines Funfact sei am Rande erwähnt, dass Murtagh übrigens inzwischen von Autor Christopher Paolini ein eigenes Spin-off erhielt, welches hierzulande seit dem 16. Oktober 2024 zu bekommen ist.

Der Dreh

Die Dreharbeiten begannen im August 2005. Die erste Szene sollte vor allem Spaß machen, deshalb wählte Fangmeier eine Kampfsequenz zwischen Eragon und seinem Ziehbruder Roran (Christopher Egan) in den Innenräumen von Onkel Armstrongs Farm aus.

 

Die weiteren Szenen auf dem akribisch gebauten Set wurden anschließend in fast genau der Reihenfolge fertiggestellt, in der sie später auch im Film zu sehen waren, was eine eher ungewöhnliche Herangehensweise darstellt. Fielen dem Drehneuling Ed Speeler als gelernter Rugbyspieler die Actioneinlagen noch leicht, wurde es spätestens in den emotionalen Teilen schwierig. Dank einiger wertvoller Tipps seitens Jeremy Irons und jener des Regisseurs gelang es dem Jungtalent aber, sich immer besser in die Gefühlswelten seines figürlichen Alter Egos hineinzuversetzen.

 

Besonders die Szene, in der unser Held seinen toten Onkel entdeckt wurde so zu einer Herausforderung, da sich Speleers so tief in die Handlung hineinfallen ließ, dass er tatsächlich weinte. Was der Filmcrew begeistertes Klatschen entlockte, lag dem Mimen allerdings in einem am Set geführten Interview offensichtlich noch immer schwer auf dem Herzen.

 

Ein weiteres nicht ganz einfach zu lösendes Problem in den ersten Minuten bildete Durzas Jagd auf Arya, die mit dem Drachenei vor ihm zu fliehen versucht. Die Diskussionen, ob man sie vor dem Greenscreen oder als Liveaction drehen sollte, wogten hin und her, bis man sich für die zweite und bessere Lösung entschied. Letztlich baute man einen Kreis aus künstlichen Bäumen, durch den man Gasleitungen legte, die man dann geplant zündete.

So entstand die Illusion eines unüberwindbaren Feuerkreises, die auch heute noch im Film toll anzuschauen ist. Bis der große Finalkampf in einem eigens dafür gebauten, gigantischen Set endlich im sprichwörtlichen Kasten auf seine Nachbearbeitung warten durfte, vergingen noch weitere drei Monate, so dass die Arbeiten Ende 2005 abgeschlossen waren.

 

Bis dahin hatten buchstäblich hunderte Statisten nachts in der Kälte gefroren, nur um einige Minuten lang im Film als Urgals, Varden, Elfen oder Menschen mit- oder gegeneinander zu kämpfen und den großen Krieg zu einem ansehnlichen Spektakel zu machen. Eragon war von einem Kind zu einem Mann gereift, eine Entwicklung, die auch sein schauspielerisches Alter Ego durchlief. Der Held hatte gelitten, geliebt, gekämpft, seine Drachendame Saphira geritten und gesiegt.

Saphira

Alles war ganz wunderbar, bis auf die Tatsache, dass es gar keine Saphira gab. Weder naturgemäß eine lebende – wo hätte man auch einen echten Drachen hernehmen sollen? – noch eine virtuelle. Die Aufgabe, das entsprechende CGI-Glanzstück zu vollführen, oblag hauptsächlich den Spezialisten von Wētā FX (damals bekannt als Weta Digital) und Industrial Light & Magic, oder kurz und knapp: ILM.

 

Anfangs wussten die Teams aus Los Angeles und Neuseeland nur, dass Saphira groß und blau werden sollte, zwei Umstände, die sich seinerzeit nicht ganz problemlos realisieren ließen. Die Geschichte von der Entstehung Saphiras begann indes so, wie die vieler CGI-Kreaturen, mit dutzenden von Konzeptzeichnungen, die in diesem speziellen Fall die Drachendame mal fledermausartig mal mehr wie ein Greif aussehen ließen.

 

Von Anfang an war jedoch klar, dass das heldenhafte Tier auf keinen Fall seine echsenartigen Eigenschaften einbüßen durfte. So bekam es zum Beispiel Schuppen. Andererseits experimentierte man im Verlauf des Designprozesses immer öfter mit Federn. Irgendwann verfiel man so auf die Idee, eine Kombination aus beidem einzuführen.

 

Der Kopf erhielt beispielsweise etwas Gefieder, welches die Funktion von Haaren übernahm und den Drachen bei Flügen dank entsprechender Bewegungsanimationen lebendiger machte. Ebenso spielte die angedachte Anatomie des Wesens eine Rolle, beispielsweise die Flügel. Sie änderten sich ebenfalls mehrfach, angefangen bei Pteranodon-artigen Flugapparten über fledermausartigen bis hin zu jenen, die letztlich im Film zu sehen sind.

 

Schlussendlich ging es aber darum, Emotionen zu transportieren. Wichtig hierfür waren vor allem drei Komponenten. Wangen und Lippen für die Gesichtszüge und die Augen als Spiegel der Seele. Gerade sie wurden für Saphira entscheidend, da das Tier lediglich telepathisch mit Eragon kommunizierte und daher ihre vollständige Gefühlswelt über die Mimik und Gestik an das Publikum herantrug.

 

Als der Drache endlich fertig auf der Festplatte lag, ging es darum, Bewegungen zu erzeugen. Eine überaus wichtige Szene war jene, in der der junge Held zum ersten Mal auf dem Rücken seiner tierischen Gefährten durch die Lüfte ritt. Zur Verwirklichung der schönen Sequenz wählten ILM und Wētā FX das weithin bekannte Mittel eines Motion Rigs, ein Gerät das gewisse Ähnlichkeiten mit einem mechanischen Bullen nicht verleugnen kann.

 

Anders als dieser sind die Bewegungen eines M-Rig aber nicht nur durchkoordinierbar, sondern können auch mit einem Computer synchronisiert werden, so dass man das animierte Wesen anhand der so gemachten Filmaufnahmen zum Leben erwecken kann. Zum Schluss fügten die Experten noch die Landschaftsaufnahmen hinzu und fertig war der Ritt auf dem Drachen.

 

Als die Arbeit vollbracht war, kam endlich auch Komponist Patrick Doyle zum Zuge. Der britische Musiker und Schauspieler hatte erst 2005 die Musik zu Harry Potter und der Feuerkelch (Harry Potter and the Goblet of Fire) geschrieben und besaß daher Übung in der Vertonung von Fantasy-Stoffen. Entsprechend gelungen ist der Score, zumal niemand anderes als die Pop-Punkröhre Avril Lavigne den Titelsong trällerte.

 

Die Synchronisation

Nachdem wir nun die Produktionsgeschichte von Eragon recht ausführlich beleuchtet haben, befassen wir uns abschließend noch mit der Synchronisation und den Einspielergebnissen. Die deutsche Stimme von Ed Speleers übernahm der seinerzeit 20-jährige Nicolás Artajo-Kwasniewski, der schon seit Kindheitstagen als Schauspieler aktiv ist.

Heute arbeitet er immer noch erfolgreich als Darsteller, Moderator, Regisseur, Co-Produzent, Synchronsprecher und Synchronregisseur. Maria Koschny – und damit die deutsche Stammstimme von Jennifer Lawrence – gab die Arya, während Nenas warmes Timbre als Saphira zu hören ist.

Als weitere Synchronsprecher reihen sich Thomas Fritsch als Brom, Joachim Tennstedt (Galbatorix), Torsten Michaelis (Durza), Tilo Schmitz (Ajihad), Roland Hemmo (Onkel Garrow) und einige weitere ein. Andreas Fröhlich übernahm im Auftrag für RC Production Rasema Cibic, Berlin die Fertigstellung des Dialogbuches und führte auch Regie.

 

All die Mühen führten letztlich zu keinem Riesenflop, wie des Öfteren falsch zu lesen ist, aber auch nicht zu einem großen Erfolg. Bei einem Budget von 100 Millionen Dollar spielte der Film 250 Millionen und damit das Zweieinhalbfache seiner Kosten an den Kinokassen ein.

Hinzu gesellten sich allerdings noch knapp 87 Millionen Dollar über die DVD-Verkäufe. Damit kommen wir auf Gesamteinnahmen von rund 337 Millionen Dollar, eine ansehnliche Summe, die aber nicht für die geplante Fortsetzung reichte.

Kritik

Eragon hatte in seinem Erscheinungsjahr vornehmlich ein Problem, und das hieß Der Herr der Ringe. Nachdem das Publikum über drei Filme und fast neuneinhalb Stunden (über 12 Stunden im Extended Cut) mit einer grandiosen Bildsprache, fantastischen Dialogen und einer bis dato unerreichten Komplexität gepunktet hatte, konnte ein für jüngere Zuschauer konzipierter Film bei den Kritikern nur durchfallen.

 

Obwohl die Vorlage von Christopher Paolini mit ihren über 600 Seiten ebenfalls über ein detaillierten World- und Figurenbuilding verfügt, war es allerdings logisch, dass die Adaption des Romans eines 15-Jährigen nicht mit jener von J.R.R. Tolkien mithalten konnte.

Doch auch zahlreiche Fans waren unzufrieden, weil ihnen die Handlung zu arg gestrafft, die Charakterentwicklung zu oberflächlich und die Handlungsstränge teilweise verzerrt waren. Das alles sind nachvollziehbare Kritikpunkte, doch werden sie dem Film 20 Jahre nach seinem Erscheinen noch gerecht?

 

Das ist eine Frage über die man trefflich streiten kann. Schauen wir uns beispielsweise moderne Serienumsetzungen wie Foundation, The Witcher, 3 Body Problem oder Das Rad der Zeit an, wird klar, dass Autoren in der Regel gar keine andere Wahl haben, als einen Stoff neu zu interpretieren, um so ein Werk zu erschaffen, mit dem auch Franchiseneulinge problemlos zurechtkommen.

 

Als Fan muss man nicht jede Entscheidung mögen, schlecht macht das ein Produkt deswegen aber noch lange nicht. Ähnliches lässt sich über Eragon sagen. Ja, der Film weicht zum Teil stark vom Buch ab und ja, die Figuren könnten komplexer sein. Richtig ist auch, dass die Handlung streckenweise nur so dahinzufliegen scheint (Saphiras Entwicklung etc.).

 

Auf der anderen Seite der Medaille befinden sich jedoch sympathische Darsteller mit einem Ed Speleers, der höchstens halb so hölzern herüberkommt, wie oft behauptet und einem Jeremy Irons, der den jungen Star problemlos mitträgt. Die emotionalen Plotpoints sind genau an den richtigen Stellen gesetzt, Broms Tod ist wundervoll traurig inszeniert und die Actionsequenzen sind professionell und spektakulär in Szene gesetzt.

 

Saphira ist darüber hinaus zum Verlieben knuffig designt und fliegt auch im Jahr 2025 (dem Erscheinungsdatum dieses Artikels) noch ansprechend über die grandiosen Landschaften von Alagaësia. Dazu gesellt sich ein hervorragendes Sounddesign, ein toller Soundtrack, allgemein ein angenehmes Tempo und last but not least eine gewisse Leichtigkeit.

 

Tatsächlich wird der Film heute denn auch nach und nach von einem neuen Publikum erschlossen, das dem Werk nicht mehr ganz so kritisch gegenüberzustehen scheint, zu Recht, wie ich finde. Schon klar, Eragon ist kein Meisterwerk. Aber gerade die (seinerzeit noch) Unbeschwertheit des Hauptdarstellers und viele kluge Designentscheidungen machen den Film und das Genre an sich jungen Fans zugänglich.

 

Genauso sollte man den Streifen letztlich denn auch bewerten. Als Adaption eines von einem Jugendlichen für Jugendliche geschriebenen Romans nämlich, der sich mit seinen typischen Coming-of-Age-Elementen eben genau an solche Menschen richtet, die noch nicht die erste Hälfte ihres Lebens überschritten haben.  Und genau das macht der Film richtig gut.

Wissenswertes

Der Film weist viele Unterschiede zum Roman auf, einige der wichtigsten finden Sie hier

 

- Handlungsumfang Roman

Umfassend, mit vielen Stationen (Teirm, Angela, Solembum, Kaustenzwerg usw.)

im Film

Stark gekürzt, viele Orte und Ereignisse fehlen vollständig

 

- Reihenfolge der Ereignisse im Roman

Logisch aufgebaut, längere Zeiträume

im Film

Teilweise umgeordnet, sehr schnelle Abfolge

 

- Charakterentwicklung – Eragon im Roman

Ausführlich, innere Konflikte, langsameres Lernen

im Film

Weniger Tiefe, schneller „Heldenwerdegang“

 

- Saphiras Entwicklung iRoman

Natürliches, aber beschleunigtes Wachstum über Monate

im Film

Magischer Zeitraffer – sie wächst in Sekunden

 

Broms Hintergrund im Roman

Ausführlich erklärt, enge Bindung zu Eragon

im Film

Stärker verkürzt, weniger gemeinsame Szenen

 

- Murtagh im Roman

Wichtiger Begleiter, ausführliche Beziehung zu Eragon

im Film

Kleine Nebenrolle ohne große Entwicklung

 

- Die Ra’zac im Roman

Bedeutende, wiederkehrende Antagonisten

Im Film

Kurz vorkommend, schnell abgehandelt

 

- Finale in Farthen Dûr im Roman

Weicht stark vom Film ab, weniger Hollywood-Action

im Film

Große Drachenschlacht, Effekte und dramaturgischer Showdown

 

 

Interessante Zusatzquellen

Audiokommentare des Regisseurs (DVD Special Edition), Twentieth Century Fox

Carvahall (2007): Hinter den Kulissen der Trilogie – Die Magie von Eragon (DVD Special Edition), Twentieth Century Fox

Darhet (2007: Die Bewohner von Alagaësia (DVD Special Edition), Twentieth Century Fox

Der Buckel (2007): Die Vision von Eragon (DVD Special Edition), Twentieth Century Fox

Die Wüste Hadarac (2007): Saphiras Animation mit Regiekommentar (DVD Special Edition), Twentieth Century Fox

Fathen Dur (2007): Die Geheimnisse von Alagaësia (DVD Special Edition), Twentieth Century Fox

 

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Bildquelle: 20th Century Fox/Disney

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