König Flambeu in "Die Ritter der Schwafelrunde

Die Ritter der Schwafelrunde

(Blazing Dragons, 1996 – 1998)

 

Ritterklamauk von Monty-Python-Mitgründer Terry Jones im Zeichentrickstil

von Reinhard Prahl

 

Wenn ein Monty-Python-Gründer eine Kinderserie macht, kann dabei doch nur etwas Brillantes herauskommen, oder nicht? Nicht unbedingt, vor allem dann, wenn man versucht, britischen Humor ins Deutsche zu übersetzen.

Das passiert in Die Ritter der Schwafelrunde

Der Drachenkönig Flambeau regiert mit seiner Königin Glimmhild stolz über das Schloss Gammelot. Unterstützt wird er von seinen tapferen Rittern der Schwafelrunde, zu denen unter anderem der gefräßige Sir Wampelot und der Knappe Flacker gehören. Gemeinsam treten sie gegen die ebenso gemeinen wie dümmlichen Menschen an, die ihnen immer wieder das Leben schwer machen...

 

Über die Serie

Wer den Namen Terry Jones (1941 – 2020) hört und ein Fan des britischen Klamauks ist als auch von Ritterfilmen ist, denkt wahrscheinlich sofort an den Comedy-Kultklassiker Die Ritter der Koskusnuss. Tatsächlich weist diese zwischen 1996 und 1998 in Zusammenarbeit zwischen dem französischen Elipse Studio, der britischen Carlson Television und den kanadischen Animationsexperten von Nelvana produzierte Serie in gewisser Hinsicht die ein oder andere humoristische Ähnlichkeit zum großen Vorbild Monty Python auf.

 

Es ist evident, dass der Autor, Schauspieler, Regisseur, Produzent und Komponist spätestens seit der weltberühmten König-Artus-Parodie ein Faible für das Mittelalter im Allgemeinen und den Gralmythos im Besonderen hatte. Abgesehen von dem 1975 entstandenen oben erwähnten Die Ritter der Kokusnuss (Monty Python and the Holy Grail), realisierte Jones nämlich noch vier weitere thematisch ähnlich angesiedelte Produktionen.

Namentlich sind das Erik, der Wikinger (Erik, the Viking, 1989), die vierteilige Dokumentation Kreuzzüge – Pilger in Waffen (Crusades, 1995), die hier behandelte Zeichentrickserie Die Ritter der Schwafelrunde sowie die achtteilige Dokureihe Terry Jones im Mittelalter (Medieval Lives) von 2004. Hinzu kommen einige weitere Dokutainment-Formate über die Barbaren, die Römer und die Ägypter.

 

Zu behaupten, Terry Jones sei nicht nur geschichtsinteressiert, sondern ein wahrer Mittelalterexperte gewesen, ist also keineswegs untertrieben. Kein Wunder also, dass eine für Kinder gedachte Serie den Themenkomplex aufgreift, dem der Künstler so offensichtlich tief verbunden war.

 

Entwickelt hat er das gute Stück gemeinsam mit Gavin Scott, dem wir unter anderem durch das Drehbuch für den von Bernd Eichinger produzierten und von Uli Edel realisierten Zweiteiler Die Nebel von Avalon kennen. Mit anderen Worten hatten sich hier die zwei richtigen Personen gefunden, um es am Hofe von Gammelot richtig krachen zu lassen.

 

Figuren und Technik

Um etwas Neues zu kreieren gaben sich Jones und Scott alle Mühe, den Mythos als solches grob erkennbar zu halten, aber dennoch die altbekannte Geschichte sozusagen auf links zu drehen. Erreicht wurde dies, indem die Helden eben keine Menschen, sondern ziemlich schräge Drachen waren, die in gewisser Weise durchaus der ritterlich höfischen Kultur frönten, andererseits aber reichlich abgedreht daherkamen.

 

So wurden König Flambeus Befehle zwar stets irgendwie befolgt, meistens kam aber etwas vollkommen Anderes dabei heraus, als gedacht. In den insgesamt 26 Episoden – von denen aber nur 13 ins Deutsche übertragen wurden – geht es um zwar altbekannte, aber auf skurrile Weise abgewandelte Themen.

 

In der ersten Episode suchen die Ritter der Schwafelrunde beispielsweise nicht nach dem heiligen Gral, sondern nach der heiligen Wachtel (Im Englischen quail als Wortspiel zu grail). In Folge drei begegnen wir dem schwarzen Ritter, im nachfolgenden Teil dem berühmten Königssymbol Exknallibur (Excaliburn) und so weiter.

 

Als besonderes wiederkehrenden Element bedienten sich die Macher zudem des Knappen Flacker, der unsterblich in die Königstochter Prinzessin Flämmchen verliebt war. Für ein wenig Action sorgte hingegen der trottelige Antagonist mit dem witzigen Namen Graf Geoffrey de Bouillon.

 

Wer mag, darf die Serie übrigens durchaus gesellschaftskritisch lesen, zumal die Menschen hier in der Regel als gierig, machtbesessen, aber strunzdumm dargestellt werden, während die Ritter von Gammelot zwar auch nicht immer die Klügsten sind, aber stets das Recht auf ihrer Seite haben.

Die Ausstrahlung

Kommen wir last but not least zur Ausstrahlung, die am 9. September 1996 auf Tele Toon ihren Anfang nahm. In Deutschland nahm sich Nickelodeon ab 1997 des Formats an. Zwischen dem 1. und 13. Oktober 1999 folgte K-Toon, wobei die Serie etwa gleichzeitig bei RTL II lief. Bis 2012 wechselten sich anschließend die Sender Junior, KIKA und Anixe ab. Seitdem lief Die Ritter der Schwafelrunde bei Your Family Entertainment und dem zu dem 1999 in München gegründeten Unternehmen gehörenden Spartensender RiC.

 

Seit dem 29.08.2025 ist sie dort allerdings nicht mehr im Programm, so dass man letzten Endes auf die leidlich gelungene DVD-Box von Pidax zurückgreifen muss, die sich aber bei dem Release nicht gerade mit  Ruhm bekleckert haben.

 

Kritik

Eigentlich müsste man als Monty-Python-Fan Die Ritter der Schwafelrunde lieben, wobei die Betonung auf dem kleinen, aber feinen Adverb „eigentlich“ liegt. Selbst wenn man ein Fan von 90er-Jahre Zeichentrick ist, schlägt diese Serie nämlich in gleich mehrfacher Hinsicht aus dem Rahmen.

 

Einerseits verfügt sie über einen recht eigenwilligen Stil, an dem man sich erst gewöhnen muss. Die Zeichnungen sind zwar herrlich bunt und die Environment-Gestaltung lässt sich durchaus als gelungen bezeichnen. Beim Charakterdesign sieht das hingegen aber schon ganz anders aus.

 

Mit anderen Worten muss man schon eine typisch britische Affinität zu dem Format besitzen, um es zu lieben. Tatsächlich fand die Serie dort denn auch eine kleine, aber überaus treue Fangemeinde, die sogar neue Geschichten schrieben und als „virtual series 3“ online stellte.

 

Zudem leben die Drachen von Gammelot noch in einem Playstation 1-Videospiel weiter, dass gerne und oft bei YouTube rezensiert wird. Die Blazing Dragons existieren also in den Köpfen der Fans weiter, weniger aber in jenen des deutschen Publikums.

 

Die Gründe dafür liegen allerdings nicht nur in dem eigenwilligen Zeichenstil verborgen, sondern auch in der deutschen Fassung an sich. Britischer Humor ist bisweilen ziemlich speziell und lässt sich nicht sehr gut ins Deutsche übertagen, erst recht nicht der von Terry Jones.

 

Was sich in Das Leben des Brian (Monty Python’s Life of Brian (1979) oder Ritter der Kokusnuss noch mit einer gehörigen Portion Schnodderdeutsch auf witzige Weise kaschieren ließ, funktionierte bei einem als Kinderserie deklarierten Format in den 90er-Jahren allerdings nicht. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sich viele Gags nicht wirklich erfassen ließen und die Dialoge deshalb hierzulande nicht selten leicht fade klingen.

 

Fazit

Das führt zu dem Schluss, dass man Die Ritter der Schwafelrunde unbedingt im Original genießen sollte, sofern man der englischen Sprache mächtig genug ist, um auch bestimmte Redewendungen und Anspielungen zu verstehen. Die heimische Fassung ist dagegen etwas, das man mal gesehen haben kann, aber bei weitem nicht muss.

Wissenswertes

- Die Serie bedient sich nicht nur der arturischen Sagenwelt, sondern umfasst auch andere Themen wie das trojanischen Pferd, Robin Hood, die shakepear’sche Tragödie Macbeth von 1611 und anderen Themen, die auf ironische Weise rezipiert werden.

 

- Parallel zur Serie erschien 1996 ein grafisches Adventure-Spiel mit demselben Titel, veröffentlicht von Crystal Dynamics und entwickelt von der Illusions Gaming Company. Anders als viele Adventures der PC-Szene war dieses Spiel primär für PlayStation und Sega Saturn konzipiert — ein ungewöhnlicher Vertriebsweg für ein klassisches Point-and-Click-Adventure jener Zeit. Spieler steuern den Knappen Flacker, lösen Rätsel, sammeln Objekte und navigieren eine Story, die eng am Serienuniversum angelehnt ist

 

Interessante Zusatzquellen

https://blazingdragonsfans.weebly.com/ (zuletzt abgerufen am 04.11.2025)

 

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Copyright Bildmaterial:  Pidax

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